Es gibt Kunden, die nerven manchmal nur. Meine Laune muss schon sehr gut sein, dass ich dem einen oder anderen abhebe.
So wie dieser hier, nennen wir ihm mal Tommy. Zum Glück unterdrückt er seine Telefonnummer nicht.
Es hat lange gedauert bis ich seine Art und Weise verstanden habe. Er brabbelt drauf los, ohne Punkt und Komma. Stellt Fragen schneller als ich sie beantworten kann. Und diese Fragen sind oft so seltsam, dass auch meine Antworten immer seltsamer werden und ihn nicht selten in Rage versetzen. Bis er sich entschuldigt. Hier ein typischer Gesprächsverlauf:
Tommy: „Hallo Kleines! Was machst du gerade, was hast du an?“
Ich: „Hi Tommy! Nun, ich liege gemütlich auf dem Sofa und ........“
Er unterbricht mich. Ich kann ihm gar nicht erzählen, dass ich fast nichts anhabe.
Tommy: „Hast du heute schon ein paar geile Frauen gesehen?“
Ich: „Nein, es ist 7 Uhr früh, heute noch nicht.“
Tommy: „Und gestern? Gestern doch bestimmt. Was hatten die da an, diese Frauen? Wie alt waren sie? Wo war das? Haben sie dir ihre Muschi gezeigt? Vor dir masturbiert?“
Ja, das ist Tommy. Er will sehr schnell Antworten auf seine viele Fragen. Dass wildfremde Frauen nicht vor mir masturbieren, kann und will er nicht verstehen. Am Anfang unserer Telefonbeziehung, als ich aus seinem wirren Fragen/Antworten Spiel noch nicht schlau wurde, habe ich noch solche Frage mit "Vor mir masturbieren keine Frauen und nein, ich weiss nicht ob die Frau, die heute an der Supermarktkasse vor mir stand, eine rasierte Muschi hat oder nicht! Was sind das für Fragen?“
Jetzt spiele ich mit und damit meine ich, ich stelle seine Geduld doch manchmal sehr auf die Probe.
Ich hole tief Luft und lasse die Frau, die gestern noch unrasiert mit mir im Aufzug stand, heute unrasiert sein. Und das in einem so ruhigen und leierhaften Tempo, dass er fast platzt vor Ungeduld.
Seine Fragen werden immer unverständlicher, ich muss mehrmals nachfragen.
Tommy: „Washattesiean?“
Ich: „Wie bitte?“
Ich verstehe immer nur "an" und probiere mir die Frage zusammen zu reimen.
Er flippt fast aus, was der Sache natürlich nicht gerade hilfreich ist und schreit fast.
Tommy: „WASHATTESIEAN?“
Ich bleibe die Ruhe und Freundlichkeit in Person und erzähle ihm von der Bluse und der Hose.
Nun kommt das Spiel mit der Hose. Es ist immer dasselbe. Ich weiss was kommt. Wenn ich nett sein würde, hätte ich die Antwort sofort vervollständigt, lasse es aber sein.
Tommy: „Kurz oder lang?“
Er meint die Hose. Kurze Hose oder lange Hose. Er will immer wieder die Länge der Hose oder des Rocks der Frauen, die freiwillig vor mir im Aufzug, der Rolltreppe, der Supermarktkasse, des Parkhauses masturbieren, wissen.
Ich: „Oh, sie hatte einen kurzen Rock an.“
Das war jetzt richtig gemein. Es muss schon genauer sein. Bis unterhalb des Knies oder doch oberhalb?
Tommy: „UnterhalboderOberhalb?“
Ich: „Bitte was?“
Tommy: „Geht der Rock über das Knie oder unter das Knie?“
Ich: „übers Knie. (und weil er nicht laut wurde, wird er gleich belohnt). Ich konnte ihre Schamlippen sehen, so kurz war der Rock.“
Mission completed!
Die Gespräche variieren. Obwohl ich ihm mehrmals gesagt habe, dass meine Wohnung im zweiten Stock liegt, fragt er öfters nach Frauen die vor meinem Fenster masturbieren. Das richtig anstrengende an diesem sehr schnellen Fragen/Antworten Spiel ist die Dauer. Unter 10 Minuten läuft gar nichts, oft genügen nicht mal 20. Nach solch einem Gespräch denke ich oft, das Arbeitspensum eines ganzen Tages hinter mir zu haben.
Das allerschlimmste aber : Er erinnert sich an jedes einzelne Detail. Was welche Frau an welchem Tag an hatte und wo sie sich befand. Und wird richtig sauer, wenn ich mich nicht so genau daran erinnern kann.
Aber manchmal, wenn er so richtig böse wird, lege ich auf. Ich weiss dass er sofort wieder anruft und soft wie ein Lämmchen ist. Dann entschuldigt er sich und beteuert wie sehr er mich liebt.
Sehr anstrengender Kunde. Und auch ein wenig kaputt.